PEILUNG #5: Talking about Myself? Talking about You

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25.08.2023 / 19:00 – 22:00
Mit Dariia Chechushkova

Screening im Rahmen der Reihe Peilung, kommentiert von Dasha Chechushkova, Mykola Ridnyi, Yuriy Biley

Im Zusammenhang mit dem Krieg wird der Begriff der menschlichen Erfahrung mit dem Begriff des Traumas identisch. Es wird immer angenommen, dass ein kollektives Trauma aus persönlichen Geschichten besteht. Aber funktioniert das wirklich so? Die mediale Darstellung des Krieges ist in der Lage, Erinnerungen an Dinge, die man mit eigenen Augen gesehen hat, zu verdrängen. Dramatische und tragische, aber vor allem visuell eindrucksvolle Bilder von Explosionen, Trümmern und getöteten Menschen schaffen eine kanonische Form der Dokumentation von Krieg als Katastrophe. Diese kollektive Katastrophe macht die persönlichen Erlebnisse oft unsichtbar und ununterscheidbar.

Das Screeningprogramm Talking about Myself? Talking about You, welches in diesem Sommer als Videoausstellung in der Galerie Voloshyn in Kyiv gezeigt wurde, zielt darauf ab, den Prozess der Aufführung von Traumata als künstlerische Methode darzustellen. Anstatt den Krieg zu dokumentieren, reflektieren die ausgewählten KünstlerInnen mit performativen Aktionen ihre eigenen Erfahrungen oder die ihrer Freunde und Bekannten. Diese Aktionen sind kein journalistischer Kommentar zur Realität, sie sind gleichzeitig Teil dieser Realität, eine Möglichkeit, sie zu ertragen, und ein alternatives historisches Dokument für die Zukunft. Das Koordinatensystem, in dem der Krieg erlebt wird, umfasst Zeit und Raum. Der Krieg trennt Territorien und Beziehungen. Dieser spezielle Krieg hat auch unsere Zeit in vor und nach dem 24. Februar 2022 unterteilt. Er hat die Zukunft verschoben (im Sinne von Planung und Logistik) und die Vergangenheit ausgelöscht (im Sinne von Werten und Prioritäten). Lässt diese Situation Raum für persönliche Gefühle? Können sie gehört werden, wenn sie nicht mit der kollektiven Erfahrung übereinstimmen? Die Aufführung eines Traumas bedeutet oft ein Wiedererleben, eine Wiederholung der Erfahrung, was die KünstlerInnen verletzen können und Ähnliches bei den Betrachtenden auslösen kann. Aber ist dies nicht der Weg, den Schmerz zu überwinden, den die Menschen in sich tragen und vergeblich zu unterdrücken versuchen?

Das Screening-Programm wurde von Mykola Ridnyi kuratiert. Teilnehmende KünstlerInnen: Kateryna Vishneva, Open Group, Sashko Protyah, Dasha Chechushkova, Kamila Yanar.

Die Reihe Peilung wurde im vergangenen Jahr von Lada Nakonechna und Bettina Klein initiiert. Sie bietet ukrainischen KünstlerInnen, FilmemacherInnen und WissenschaftlerInnen eine Plattform für die Präsentation ihrer Arbeit und ein Diskussionsforum.

Veranstaltungsfotos: Eunice Maurice

Vergangen

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