USA, Musik, 2014

Zeena
Parkins

Foto: Jeff Preiss

Zeena Parkins wurde 1956 in Detroit / Michigan geboren. Als Multiinstrumentalistin, Komponistin und Performerin erkundet sie Grenzbereiche zwischen dem Bewussten und Unbewussten. Bevorzugt betritt sie performatives Gelände zwischen disziplinierter Kontrolle und vertrauensvollem Loslassen, wodurch sie „Gewöhnliches wie Technik, Form oder Noten auf Papier“ zu transformieren versucht, um „in ein anderes Reich von Aufmerksamkeit und Verdichtung“ vorzudringen.

Entscheidend sind für sie „Unmittelbarkeit, äußerste Konzentration sowie die Bereitschaft und der Wunsch, sich selbst hinzugeben“, was sie als „präsente Abwesenheit“ und als „Trancezustand mit eingeschalteten Lichtern“ bezeichnet. Parkins vereint in sich die Kräfte einer außergewöhnlichen Performerin und Improvisatorin mit denen der visionären und vielfach intermedial arbeitenden Komponistin und verkörpert insgesamt eine große Palette musikalischer Ausdrucksformen – von freier Improvisation über zeitgenössische Komposition und Noise bis hin zu avanciertem Pop sowie Musik für Film und Tanz.

Nach Abschluss ihrer künstlerischen Studien an der University of Michigan und am Bard College (Tanz, Klavier und Harfe), waren die Anfänge ihrer Karriere vor allem der Improvisation gewidmet. Bei anfänglichen Tourneen durch Europa als Akkordeonistin einer Theatergruppe traf sie in den Jahren 1981–83 auf Chris Cutler, Dagmar Krause, Phil Minton sowie auf Lindsay Cooper und weitere Mitglieder der sie inspirierenden Feminist Improvising Group. 1984 zog Parkins nach New York, wo sie eine intensive Zusammenarbeit mit zahlreichen MusikerInnen der einflussreichen Downtown-Szene aufnahm, die zu jener Zeit jegliche Grenzen zwischen Improvisation, Neuer Musik, Rock und Jazz niederrissen. Hier entwickelte sie auch ihre elektrische Harfe, für die Parkins berühmt geworden ist und die sie als „Soundmaschine unbegrenzter Möglichkeiten“ charakterisiert: Ihre pionierhafte Herangehensweise an das bis dato eher konservativ verstandene Instrument umfasst erweiterte Spieltechniken, Präparationen, elektroakustische Bearbeitung sowie die Modellierung des Harfenklangs mit Effektgeräten.

In New York spielte sie in John Zorns game piece-Ensemble Cobra, nahm an Butch Morris‘ conductions teil, wurde von Tom Cora und Fred Frith in deren Skeleton Crew geholt, veröffentlichte eine erste eigene Platte mit Ikue Mori, Christian Marclay, Tom Cora und Wayne Horvitz, gründete ein Duo mit Elliot Sharp und improvisierte mit Peter Kowald. Zudem arbeitete sie in verschiedenen Projekten mit Anthony Braxton, Eugene Chadbourne, Nicolas Collins, Shelley Hirsch, Arto Lindsay, David Linton, David Moss, Yoko Ono, Bobby Previte, Ned Rothenberg, Mitgliedern der Band Sonic Youth, Tenko, David Weinstein, William Winant u. a. Aktuelle Ensembles sind z. B. die Gangster Band, sawsunhere (mit ihren Schwestern Maggie und Sara), Phantom Orchard (mit Ikue Mori), das Phantom Orchard Orchestra sowie Zeena and the Adorables. Außerdem verbindet sie seit 2000 eine enge musikalische Kooperation mit Björk, auf deren Alben Vespertine und Biophilia sie als Harfenistin tragend mitwirkte.

1987 schuf Parkins erstmals Musik für Tanz – inzwischen sind es circa 50 Produktionen hauptsächlich New Yorker ChoreografInnen wie Jennifer Monson, Jennifer Lacey oder Neil Greenberg, für die sie komponierte. 1988 folgte ihre erste von bislang 20 Filmmusiken. Seit 1993 schreibt sie für verschiedene Kammerbesetzungen, die z. B. von dem Whitney Museum, Bang on a Can, Roulette Intermedium, dem Ne(x)tworks Ensemble oder dem Eclipse Quartet in Auftrag gegeben wurden.

Text: Mathias Maschat

Vergangen

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