USA, Literatur, 2023, in Berlin

Rajesh
Parameswaran

Foto: Jasper Kettner

Über das Schreiben sagt Rajesh Parameswaran: „Für mich ist es ein Spiel im wahrsten Sinne des Wortes. Ich schreibe wirklich gerne. Ich schätze mich glücklich, schreiben zu können.“ Dem tiefen Sinn für Verspieltheit zu begegnen, ist eines der größten Vergnügen bei der Lektüre seiner virtuosen und einfallsreichen Prosa. Parameswarans Geschichten sind gewagt, witzig und von einer heimlichen Traurigkeit und Ergriffenheit, die ihnen eine gewisse Weite verleihen. Jede Erzählung ist eine einzigartige, fesselnde Welt, die von strahlender Intelligenz und Witz erhellt wird. Als einer der originellsten zeitgenössischen SchriftstellerInnen steht er in der Tradition von Franz Kafka, Jorge Luis Borges und Vladimir Nabokov. Er formt elegante Sätze, die die Lesenden mit dem Potenzial der Sprache begeistern können und unvergessliche Geschichten schaffen. In einer jeden fügen sich die Schönheit, der Humor und die Tragik der Welt auf kaleidoskopische Weise zusammen und nehmen neue, faszinierende Formen an.

Parameswarans erster Erzählband, I Am an Executioner: Love Stories (Knopf, 2012), die er im Laufe eines Jahrzehnts geschrieben hat, erhielt breite Anerkennung. Die neun Geschichten erforschen die der Liebe zugrunde liegenden Widersprüche: wie die Liebe uns selbst für die offensichtlichsten Wahrheiten blind machen kann; was es bedeutet, den eigenen Leidenschaften zum Opfer zu fallen; was es bedeutet, jemanden zu lieben und dieser Person trotz – oder gerade wegen – dieser Liebe zu schaden. Die Szenarien weisen eine große Bandbreite auf, sowohl in Bezug auf den Ort als auch auf die Zeit. In einigen Geschichten kommen indische und indisch-amerikanische Charaktere vor, so beispielsweise ein Mann aus Texas, der, nachdem er seine Anstellung als Verkäufer verloren hat, vorgibt, Arzt zu sein. Er eröffnet eine Arztpraxis in einem Einkaufszentrum und beginnt, PatientInnen zu behandeln, was dann auch genau so gut läuft, wie man es sich vorstellt. In anderen Erzählungen geht es um tierische Protagonisten (ein Tiger, der in einen Zoowärter verliebt ist; ein entlaufener Zirkuselefant). Eine Geschichte, die im Jahr 2319 auf einem Planeten in der Andromeda-Galaxie spielt, handelt von insektenähnlichen Außerirdischen und ihrer Beziehung zu den Menschen, von denen sie kolonisiert wurden. So vielfältig die Situationen und Orte sind, so vielfältig sind auch die Formen: Eine Geschichte setzt Fußnoten auf neuartige Weise ein, eine andere nimmt die Form eines Überwachungsberichts an.

Parameswaran wurde in Chennai, Indien, geboren und wanderte als Kind mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder in die Vereinigten Staaten aus. Seine Familie lebte acht Jahre lang in Michigan, bevor sie nach Houston, Texas zog, eine Stadt, die er als „unvollkommen und wunderbar“ bezeichnet. Er besuchte das College und die juristische Fakultät der Yale University und ist weit gereist. Seine Texte erscheinen in Granta, McSweeney’s, Zoetrope: All Story, und seine Geschichten und Essays wurden in den Anthologien Best American Magazine Writing und Best American Food Writing veröffentlicht. Er war Picador-Gastprofessor für Literatur an der Universität Leipzig und wurde unter anderem mit dem National Magazine Award und mit Stipendien des National Endowment for the Arts, der New York Foundation for the Arts, des Radcliffe Institute der Harvard University, des Cullman Center for Scholars and Writers der New York Public Library, der MacDowell Colony und der Ucross Foundation ausgezeichnet. Er lebt in New York City.

Text: Cara Blue Adams
Übersetzung: Anna Jäger

Vergangen

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