USA, Film, 1986

Ken
Kobland

Foto: Ken Kobland, Selbstportrait (1986)

Der aus New York stammende Ken Kobland (geb. 1946) war 1986/87 als Stipendiat des DAAD im Rahmen des Berliner Künstlerprogramms in Berlin. Kobland studierte Kunst, Philosophie und Architektur in New York und begann 1971 in der Filmproduktion zu arbeiten: unter anderem als Kameramann, Tontechniker und Cutter. Schon früh experimentierte er mit dem Medium Film, etwa durch optische Nachbearbeitung von Bildern. In den 1980er Jahren war er an den Theaterproduktionen der New Yorker Wooster Group beteiligt.

Das Kino Arsenal zeigte 1986 eine Auswahl an Filmen von Kobland, darunter Vestibule (1978), der dort nochmals 1997 im Rahmen der DAAD-Filmreihe „Filme aus USA“ gezeigt wurde. Den Film aus seiner experimentellen Anfangszeit beschreibt Kobland mit den Worten: „Landschaft, Traum und Biografie bilden der Stoff, aus dem mein Werk gemacht ist. Das Gefühl von Plätzen, die Last von Räumen, Gespenster, und die Fremdheit des Alltäglichen.“ Als weiterer Film aus dieser Reihe wurde The Communists Are Comfortable (1984) präsentiert. Stark verschlüsselt erzählt Kobland hier die Geschichte des Autors und Schauspielers Clifford Odets, einer Symbolfigur der Linken.

Die Bilder in seinen Filmen unterlegte Kobland mit faszinierenden Tonmontagen, die die Stimmung schnell umschlagen lassen. In seinem 20-minütigen Film Flaubert Dreams of Travel but the Illness of his Mother Prevents It (1986), der 1986 in der daadgalerie gezeigt wurde, schaut ein Mann immer wieder durch eine Jalousie, eine Schauspielertruppe fantasiert vor sich hin und eine Frau klopft mit den Fingern die Wand ab. In dieser Arbeit spielt Kobland bewusst mit der Fantasie der BetrachterInnen und nimmt sie mit auf eine assoziative Reise.

Koblands Filmen haftet oft ein Hauch von Vergänglichkeit an, etwas Schönes, längst Vergangenes scheint vom Ende aller Hoffnungen zu künden. Es sind Visionen – teils als surrealistische Sequenzen, teils als tagebuchartige Filme: In Berlin: Tourist Journal (1988) verarbeitet Kobland, der noch vor dem Mauerfall als DAAD-Stipendiat in West-Berlin war, seine Erfahrungen: „Ich wollte die Landschaft des ‚modernen‘ Berlin schildern, und dies bedeutet immer auch ‚Zwiespalt‘ – eine Beschwörung des Imaginären: der fehlenden Landschaft sowie der Landschaft, die real existiert.“ Koblands Video ist eine journalistische Sammlung von Eindrücken eines verwunschenen, nicht wirklich greifbaren Ortes. Durch Standbilder und Filmausschnitte aus dem Archiv lässt er eine vergangene und gegenwärtige Landschaft wiederauferstehen. Konterkariert werden diese Bilder von Aufnahmen aus dem Flugzeug, auf denen die Berliner Mauer zu erkennen ist. So entsteht durch die Augen eines Außenseiters, eines Touristen das Porträt einer geteilten Stadt.

Koblands Filme wurden auf Experimentalfilm-Festivals gezeigt und ausgezeichnet, unter anderem dem New York Video and Film Festival und beim Internationalen Forum der Berlinale. 1990 zeigten die Anthology Film Archives New York eine Retrospektive seiner Filme und Videoarbeiten von 1976 bis 1990.

Text: Laura Windisch

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