Italien, Bildende Kunst, 1964

Remo
Remotti

Remo Remotti (geb. 1924 in Rom, gest. 2015 in Rom) kam zum ersten Mal 1964 auf Einladung des Berliner Künstlerprogramms des DAAD (BKP) nach Westberlin – ausgewählt von einem der „senior artists in residence“ (Emilio Vedova) zur gemeinsamen Arbeit als „junior“. Dieses frühe Experiment der Kooperation im Rahmen des Programms erwies sich jedoch (nicht nur in seinem Falle) als unbefriedigend und Remotti kehrte nach nur vier Wochen nach Rom zurück. Doch folgte er 1967 (ein Jahr nach einer Einzelausstellung in der Galerie Bremer 1966, für die der Kunstkritiker Heinz Ohff den Booklet-Text verfasst hatte) ein zweites Mal einer Einladung des BKP, trat ein Stipendium für zwölf Monate an und blieb einige Jahre. Geprägt vom „Doppelgesicht der italienischen Moderne“ (Ohff) verortete sich sein malerisches Werk zwischen einer neodadaistischen Orientierung, die Fundstücke in Malerei integrierte oder diese verfremdete, etwa bei Alberto Burri, und der konstruktivistischen Tradition, die jedoch mehr und mehr durchbrochen wurde – bei Lucio Fontana sogar buchstäblich durchstoßen. So arbeitete Remotti etwa mit Metallreliefs aus zerknitterter Aluminiumfolie, die von Schrauben und Tubenverschlüssen malerisch zusammengehalten wird – wobei die Nahtstellen immer sowohl einen dekorativen Effekt haben, als auch an Narben erinnern –, oder kontrastierte die „malerische“ Knitterfolie mit neutral-weißen Resopalflächen. Die Vereinigung der heterogenen – neodadaistischen und konstruktivistischen – Elemente seines Schaffens in kubischen Plastiken bewirkte bei Remotti eine Transformation von der Malerei zur Bildhauerei.

1969 richtete ihm das BKP die Einzelausstellung Paintings – Structures – Cubes im Haus am Lützowplatz aus, eine Retrospektive seines bis dato zweijährigen Aufenthalts, die eben diese Entwicklung von der Fläche zur Plastik nachzeichnete. 1972 zeigte die Galerie Paramedia in Kollaboration mit dem BKP eine weitere Einzelausstellung mit Katalogheft, für das wieder Heinz Ohff den Text schrieb. Darin beschreibt er Remottis Entwicklung als eine „Revolte“, die etwa 1969 ihren Anfang nahm, und in dem der Dadaist in ihm gegen den gefälligeren Konstruktivisten rebelliere, der Anarchist gegen den Ästheten, der Künstler gegen den Hersteller käuflicher und verkäuflicher Kunst. Aus „wütenden Zusätzen“ – etwa dem Hinzufügen eines „Rahmens“ schwarzer Farbe direkt auf die Wand unter einem Metallbild – entwickelte sich eine eigene Handschrift aus konstruktivistischen und karikaturistischen Elementen.

In den 1990er Jahren kehrte Remotti nach Berlin zurück, um mit Unterstützung des BKP in verschiedenen Berliner Institutionen (Völkerkundemuseum, Ägyptisches Museum, Nationalgalerie, Akademie der Künste, Bauhaus-Archiv, Brücke-Museum) mit der Videokamera für ein „Berlin Video“ zu filmen. In Italien ist Remotti heute eher als Schauspieler und Regisseur denn als Künstler bekannt.

Text: Eva Scharrer

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