Lebanon, Film, 2010

Akram
Zaatari

Akram Zaatari wurde 1966 in Saida, im südlichen Libanon, geboren und lebt heute als Videokünstler und Kurator in Beirut. Er studierte zuerst Architektur an der American University in Beirut und erwarb 1995 seinen Master in Medienwissenschaften an der New School University in New York. Er unterrichtete an zahlreichen Universitäten im In- und Ausland.


Seine Arbeiten sind unter anderem Bestandteil der Sammlungen des Tate Modern, London, und des Centre Pompidou, Paris. Er erhielt ein Aufenthaltsstipendium der Rockefeller Foundation in Bellagio (2008) sowie von „Recollects“ in Paris (2008). Seine mehrfach preisgekrönten Filme liefen auf Festivals weltweit, darunter die Oberhausener Kurzfilmtage, die Filmfestivals in Rotterdam, Marseille, Toronto und Nantes. Der Münchner Kunstverein, der Portikus in Frankfurt, die Photographische Sammlung in Köln, die Art Basel sowie Galerien in Hamburg und New York widmeten ihm Einzelausstellungen.
Akram Zaatari wuchs im libanesischen Bürgerkrieg (1975-1990) auf. Die Kämpfe verbannten ihn als Heranwachsenden hinter verschlossene Türen. In seinem Elternhaus begann er, das Geschehen in seiner Umgebung zu notieren sowie Ton- und Filmaufnahmen zu machen. Bis heute beschäftigt er sich in seinen mehr als 30 Videos und Installationen mit den Auswirkungen des Krieges und mit generellen Fragestellungen territorialer Konflikte, der Logik religiösen und nationalen Widerstandes und der Produktion und Zirkulation von Bildern im Zusammenhang mit dem geographisch geteilten Nahen Osten. Als Mitbegründer der Arab Image Foundation in Beirut bildet deren Archiv die Grundlage für seine Arbeit. Vor allem die Bilder des libanesischen Fotografen Hashem el Madani (*1928) dienen ihm dabei als ein Register der gesellschaftlichen Beziehungen und fotografischen Praxis. Den Begriff „Archiv“ im Zusammenhang mit seinem Werk hört Akram Zaatari allerdings nicht gern. Er begreift seine Arbeitsweise als Feldforschung. Er spielt bewusst mit den Genres der Fotografie und des Films, vom Studioporträt bis zum Dokumentarfilm. Seine Videos umkreisen komplexe Phänomene. Sie sind sinnlich und abstrakt, impressionistisch und streng konzipiert zugleich. Aus dem Spannungsfeld zwischen diesen gegensätzlichen Polen beziehen sie ihre Kraft.
In seinem Video „This Day“ (2003) beschäftigt sich der Filmemacher mit der geografischen Teilung seiner Heimatregion. Der Film zeigt eine tatsächliche, aber auch eine mentale Reise, die in das Gedächtnis und das daraus resultierende Bewusstsein des Nahen Ostens führt. Akram Zataari beschäftigt sich in diesem filmischen Essay mit Ikonenbildung, Modernität und stellt die Bedeutung und den Wert von Dokumenten grundsätzlich infrage. Sein Ausgangspunkt ist die Wüste – der Ort, an dem angeblich die arabische Kultur entstand. Hier fotografierte in den Fünfzigern der Historiker Jibrail Jabbur eine Frau mit einem Krug auf dem Kopf. Das Video löst sich bald von den bestehenden Dokumenten und entfaltet in einer Art visuellem Labor neue Bilder der Wüste und von arabischen Städten. Dabei vermischen sich aktuelle mit historischen und persönlichen Erlebnissen. „This Day“ basiert auf einer drei Jahre langen Recherche im Libanon, Syrien und Jordanien. Beim Filmfestival in Marseille wurde „This Day“ 2004 ausgezeichnet.
„Red Chewing Gum“ (2000) ist ein Videobrief zwischen zwei Freunden, die sich vor fünfzehn Jahren das letzte Mal gesehen haben. Vor der Kulisse des einst boomenden Einkaufszentrums Hamra nutzt der Film das dort verkaufte rote Kaugummi als Sinnbild. Es geht um Begehren, Macht und den Versuch, die Zeit anzuhalten. „Red Chewing Gum“ erhielt 2005 den ersten Preis beim Fair Play Videokunstfestivals in Berlin und 2001 den Spezialpreis der Jury in Lissabon.
In Berlin möchte Akram Zaatari an dem Drehbuch zu einer Dreiecksgeschichte im Nachkriegs-Beirut arbeiten. Eine Frau beauftragt einen Detektiv, ihren Geliebten zu verfolgen. Doch der Angeheuerte verfällt zuerst dem Glamour der upper-class und schließlich auch dem Objekt seiner Beschattung.

2003 This Day (Experimentalfilm, Video, 85’)

2001 How I Love You (Experimentalfilm, Video, 29’)

2000 Red Chewing Gum (Experimentalfilm, Video, 10’)

1997 Crazy of You (Experimentalfilm, Video, 26’)

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