Die Grenze zwischen meinem Koffer und seinem Deckel

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02.02.2015 / 20:00
Mit Afrizal Malna

Performance von Afrizal Malna, gefolgt von einer Lesung seiner Gedichte

Moderation: Silke Behl

Afrizal Malna, geboren 1957 im indonesischen Jakarta, gibt der Literaturszene seines Landes zuverlässig die interessantesten Impulse. Er ist ein Einzelgänger, der es auf neues Sehen, Hören und Verstehen abgesehen hat. In den 80er und 90er Jahren war er Mitglied des Theaters Sae, das wie viele andere Gruppierungen der damals blühenden Avantgarde-Szene Indonesiens dem Regime Suhartos mit den Mitteln der Kunst Widerstand leistete, indem es den gesellschaftlich Entrechteten und Marginalisierten Gehör und Raum verlieh.

In den 90er Jahren engagierte Malna sich zudem kurzzeitig in der Aktivistengruppe „Urban Poor Consortium“, die bis heute Kritik übt am mangelnden Wohnraum für die Ärmsten der Armen. Irritation gehört bei Afrizal Malna zum poetischen Prozess, er mutet sie nicht nur seinen Lesern, sondern auch sich selbst zu. Glaubwürdigkeit markiert die andere Seite seines literarischen Tuns. Die Frage, die Afrizal Malna sowohl in seinen Performances als auch in seinen Gedichten erforscht, ist das vertrackte Verhältnis zwischen Sprache, Körper und Raum. Vertrackt, denn nicht zuletzt die Sprache – die man vermeintlich hat und die man doch immer wieder „machen“ muss – bestimmt über den Ort des Ichs im Raum.

In einer eigens für den Abend entwickelten Performance wird Afrizal Malna zunächst selbst seinen Körper „lesen“, bevor im zweiten Teil der Veranstaltung eine Lesung seiner Gedichte und ein Gespräch mit ihm über die Literaturszene Indonesiens folgt.

Afrizal Malna schreibt über seine Performance: „Mein Körper ist hier. Auch die Bedeutung ist hier. Doch die Sprache, die ich verwende, nicht. Es tut sich ein Spalt neurotischer Reaktionen auf, wenn mein Körper Angriffen in Sprache oder Bedeutung ausgesetzt ist. In meiner Dichtung versuchte ich bislang immer, des Spalts dieser neurotischen Reaktionen Herr zu werden – und weniger ihrer Bedeutung. In den nunmehr acht Monaten in Berlin ist mir bewusst geworden, dass ich hier einen Zustand erfahre, in dem ich die Bedeutung außerhalb der Sprache setzen, ja wie Kafkas „Käfer“ in der Bedeutung leben muss. Es ist für mich ein zentrales Anliegen geworden, die Macht latenter Bedeutung zu erfahren, die sowohl Körper als auch Sprache prägt.“

Die Veranstaltung findet auf Indonesisch und Deutsch statt und wird konsekutiv gedolmetscht.

Pünktlich zum Abend erscheint ein Poesieheft des Berliner Künstlerprogramms des DAAD mit Gedichten Afrizal Malnas in der Übertragung Ulrike Draesners.

Foto: Katharina Narbutovic

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