Name Karen Power |
Land Irland |
Die Verflechtung von Instrumentalklängen und Alltagsgeräuschen sowie von akustischen Instrumenten und elektroakustischen Elementen (no chaos: only organised panic für Orchester und Live Elektronik, 2011 oder cows, coffee, birds, bees and a new room für Kontrabass und Tonband, 2007) bildet das künstlerische Zentrum von Karen Powers Schaffen. Sie untersucht dabei nicht nur die Gemeinsamkeiten und Eigenheiten instrumentaler und elektroakustischer Musik, sondern zielt vielmehr auf integrative Strategien, die die unterschiedlichen Potenziale anerkennen und in der kompositorischen Arbeit zusammenführen. Dies zeigt sich in ihrem vielseitigen Schaffen, das sich von Orchesterwerken über Klanginstallationen, Soundscapekompositionen, elektroakustischer Musik, Musik-Tanz-Projekten, Improvisationen und experimentellen audiovisuellen Projekten bis hin zu musikalischen Happenings erstreckt. Diese Genrevielfalt ist für Karen Power nicht nur programmatisch, sie bildet vielmehr die Grundlage ihrer Arbeitspraxis, um letztlich die Grenzen zwischen dem, was wir im allgemeinen Musik nennen, und dem, was der Rest unserer akustischer Umwelt ist, aufzubrechen. Entzündete sich ihr kompositorisches Schaffen zunächst an »post-minimalistischen« Techniken, so werden diese zunehmend um experimentelle und mixed-media Konzepte erweitert (bspw. in once upon a space für Cello, Bassklarinette, Live Elektronik und Tanz, 2011). Karen Power ist aber nicht allein Komponistin, sondern gleichermaßen improvisierende Musikerin und Musikvermittlerin. Auch hier kommen abermals Alltags- und Umgebungsgeräusche zum Einsatz, die nun als Katalysatoren für live entstehende Klanglandschaften agieren und das Musikalische der alltäglichen Umgebung freilegen.
Die Verbindung von Klang und Musik, von Vorgefundenem und Komponiertem, bildet auch Ausgangspunkte ihrer aktuellen Werkserien im Rahmen des Berliner Künstlerprogramms. In und entlang der Spree, in leerstehenden Industriebauten oder modernen Architekturkomplexen geht Karen Power den zumeist unbeachteten Klängen vor unserer Haustür nach und sucht in der urbanen Umwelt so nach »Ungehörtem«. Diese Fundstücke rücken schließlich, solistisch oder im Zusammenspiel mit Instrumenten, in den Fokus der kompositorischen Arbeit. Kündigt sich hier, in medial unterschiedlichen Formaten, eine »Sinfonie der kleinen Dinge« an?
Text: Fabian Czolbe
Foto: Kai Bienert
Kamera/Schnitt: Uli Aumüller, Sebastian Rausch